Aktuelle Berichte

04.09.2017
Dr. Helge Hedden, Dr. Hanns Schulz-Mirbach

Nachruf für Udo Figger (1965 - 2017)


Nachruf für

Udo Figger (1965 - 2017)



von Dr. Helge Hedden, Dr. Hanns Schulz-Mirbach


Am 17.08.2017 ist Udo Figger, langjähriges Mitglied im Hamburger Schachklub und unser Mannschaftskamerad in der legendären Elften (HSK 11), nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 52 Jahren in Hamburg verstorben.

Udo Figger (1965-2017)
Udo Figger (1965-2017)

Udo wurde am 15.04.1965 in Hamburg geboren. Er besuchte in seiner Heimatstadt die Julius-Leber-Schule und legte dort 1983 das Abitur ab. Nach dem Abitur nahm Udo ein Chemiestudium an der Universität Hamburg auf, das er jedoch vorzeitig beendete. Bereits während seiner Studienzeit fing Udo eine Tätigkeit bei der Deutschen Post auf Teilzeitbasis an. Dies entwickelte sich nach Abbruch des Studiums in eine Vollzeittätigkeit. Er war gerne im Kontakt mit seinen Kollegen und den Kunden tätig. Später stieg er zum Innenbetriebsleiter auf und koordinierte bis zu seiner Krankheit die Arbeit in einer Eimsbütteler Postbankfiliale.
Im Sommer 1994 lernte er mit Diana Mack seine große Liebe kennen. Da Diana auswärts eine Arbeit antrat, folgte Udo ihr in Richtung Gütersloh und verließ Hamburg für zwei Jahre. Die beiden kehrten nach Hamburg zurück, heirateten 1998 und bekamen 2003 ihre beiden Söhne Jan und Keanu.
Wie sein Bruder Jens lernte Udo die Grundzüge des Schachspiels von seinem Großvater und blieb aus Freude am Spiel dem Schach sein Leben lang verbunden.
In der Schachgruppe der Julius-Leber-Schule von Gisbert Jacoby vertiefte Udo seine Schachkenntnisse. Gisbert konnte Udo zusammen mit seinem Schulkameraden Johannes Petersen, einem späteren, langjährigen Mannschaftskameraden in der Elften, für den Eintritt in den Hamburger Schachklub gewinnen. Am 16.10.1978 trat Udo in den HSK ein und war seitdem Mitglied. Im Laufe der 80er-Jahre stieg er in der heute legendären Elften (HSK 11) ein.

Die legendäre Elfte HSK 11 (Aufnahme aus dem Jahr 2011 von der Saisonabschlussfeier bei Udo): Hanns Schulz-Mirbach, Oliver Leube, Udo Figger, Kurt Kahrsch, Leon Tscherepanov, Christoph Bohn, Reiner Basteck, Rolf Puster (v.l.n.r.), Vorne: Helge Hedden
Die legendäre Elfte HSK 11 (Aufnahme aus dem Jahr 2011 von der Saisonabschlussfeier bei Udo): Hanns Schulz-Mirbach, Oliver Leube, Udo Figger, Kurt Kahrsch, Leon Tscherepanov, Christoph Bohn, Reiner Basteck, Rolf Puster (v.l.n.r.), Vorne: Helge Hedden


In diesen Jahren war Rudolf Fritsch Mannschaftsführer von HSK 11. Hier ist ein kurzer Auszug aus dem Jahr 1985 aus aktuell (der Vereinszeitschrift des Hamburger Schachklubs), geschrieben von Rudolf Seippel, mit der Überschrift „Unsere Elfte“


An Brett 2 spielt Reiner „Jesus“ Basteck, der ebenfalls neu in der Mannschaft ist. Reiner, von Rudolf als „verkrachter Kunststudent und origineller Typ“ bezeichnet, ist schachlich vielversprechend. Vor zwei Jahren durchsprintete er die B- Klasse des Klubturniers mit 8/8, hat zuletzt ein halbes Jahr „voll gearbeitet“ und ist oder war „etwas raus“ – nichtsdestotrotz konnte er diesmal in der A-Klasse ganz anständig mitmischen.

Brett 4 besetzt Kurt Kahrsch, Großhandelskaufmann, vormals Primarius der Zwölften, der den Wunsch äußerte, in die Elfte zu kommen.

An Brett 5 der alte und neue Kapitän Rudolf Fritsch, ebenso Junglehrer ohne Anstellung und ohne Lust, ferner Doktorand der Philosophie. Am Brett ist er „friedfertig“, remisiert 75 bis 80% seiner Partien, was ihn nach den Ursachen von schachlichem Verhalten in der Persönlichkeitsstruktur forschen lässt. Dem Problem ist er „im Ansatz auf der Spur“.
An Brett 6 denkt Udo Figger – Mitgliedern, die die Klubtätigkeit im Jugendbereich verfolgen, kein Unbekannter. Der angehende Chemiestudent ist in der SG HHUB zu Hause und bereichert die zu kleine Schar derer, für die Schach nicht vom Faktum des Weitergebens eigenen Wissens an die jüngeren Artgenossen trennbar ist. Rudolf sagt ihm schachlich weitere Entwicklung voraus.
Schachspieler rekrutieren sich aus allen denkbaren und undenkbaren Schichten und Zirkeln, dafür ist der nächste exemplarisch: Michael Kollars, ein international weitgereister Violinvirtuose. Mal Cleveland, mal Wilhelmsburg mit HSK 11. Dann wieder Bombay, Oakland… Für Michael bedeutet Schach nicht nur eine Abwechslung vom Alltag oder nur Spaß an der Freude, sondern er denkt auch über den künstlerischen Aspekt beim Spielen einer Partie nach.


Der legendären Elften ist Udo dann in den folgenden Jahren treu geblieben. Er war lange Jahre zusammen mit Kurt Kahrsch als Mannschaftsführer von HSK 11 tätig und er berichtete auch häufig als Berichterstatter von den Mannschaftskämpfen. Unter anderem wurde man einmal auch die letzte Mannschaft in Hamburg. Welch ein Kontrast zum größten Erfolg 2010; stieg man doch in die Stadtliga, die dritthöchste Hamburger Liga auf. In seiner letzten Saison 2017 hat er drei Einsätze in der Stammmannschaft gespielt und wollte in der Saison 2018 auf die Reserveliste gehen.

Die beiden langjährigen HSK 11 Mannschaftsführer Udo Figger und Kurt Kahrsch 
(Aufnahme aus dem Jahr 2009 aus dem Wettkampf HSK 11 gegen Marmstorf)
Die beiden langjährigen HSK 11 Mannschaftsführer Udo Figger und Kurt Kahrsch (Aufnahme aus dem Jahr 2009 aus dem Wettkampf HSK 11 gegen Marmstorf)


Zum Abschluss jeder Saison der Hamburger Mannschaftsmeisterschaft hat Udo alle Spieler der legendären Elften zuerst zu sich in einen Kleingarten und später zu sich nach Hause in die Klimaschutzsiedlung Klein Borstel eingeladen. Dort wurde dann gegrillt und bis spät in den Abend Blitzpartien gespielt. Die diesjährige Saisonabschlussfeier fand am 22.07.2017 statt. Obwohl Udo zu dem Zeitpunkt gesundheitlich schon sehr angegriffen war, lies er es sich nicht nehmen diese Feier zusammen mit seiner Frau Diana und seinen beiden Söhnen auszurichten. Es war berührend zu sehen, mit welcher Freude er bei der Sache war. Alle Teilnehmer werden diesen Abend als schöne Erinnerung an Udo im Gedächtnis behalten.

Udo hat sich vielfältig in der Vereinsarbeit des Hamburger Schachklubs engagiert:
  • 1991 bis 1994 Schriftwart
  • 1991 bis 1994 Redakteur der Vereinszeitschrift aktuell
  • 1994 bis 1997 zweiter Schachwart
1992 hat Udo erstmalig das bis heute bestehende Udos Schnellturnier durchgeführt, dessen innovativen Durchführungsmodus er konzipiert hat. Nach Saisonabschluss der Hamburger Mannschaftsmeisterschaft kann jedes HSK Team von der Bundesliga bis zur Kreisklasse Mannschaften aus maximal vier Spielern für Udos Schnellturnier nominieren, wobei die Teams aus den oberen Ligen nur mit einem oder zwei Spielern antreten, die dann gegen mehrere Gegner Simultan spielen. Weiterhin wird die zur Verfügung stehende Gesamtbedenkzeit proportional zur Spielstärke des jeweiligen Teams gekürzt. Mit diesen „Handicap-Regeln“ werden sie Spielstärkeunterschiede etwas nivelliert. Das Turnier macht allen Teilnehmern seit langen Jahren viel Spaß, kommt man doch so in Gespräche mit anderen Teilnehmern und lernt sie so besser kennen. Dass dieses Turnier Udos Namen trägt, ist nicht auf Udo selbst, sondern auf seine damaligen Vorstandskollegen zurückzuführen. Sie wussten, dass der Name zieht und Programm ist: für Freude am Spiel miteinander!
In seiner Zeit als Schachwart brachte er sich außerdem beim Bau des HSK Schachzentrums 1996 ein, wo er gemeinsam mit anderen beispielsweise die Gehwegplatten verlegte oder beim Bau der Abwasserleitungen tatkräftig zupackte.

Mit dem vorzeitigen Tod von Udo betrauern wir in der legendären Elften in weniger als einem Jahr nach dem Ableben des unvergessenen Reiner Basteck den Verlust eines weiteren, hochgeschätzten Schachfreunds und liebenswerten Mitmenschen, dem das Miteinander sehr am Herzen lag.

Die verstorbenen HSK 11 Spieler Reiner Basteck und Udo Figger (v.l.n.r., Aufnahme aus dem Jahr 2009)
Die verstorbenen HSK 11 Spieler Reiner Basteck und Udo Figger (v.l.n.r., Aufnahme aus dem Jahr 2009)

Wir sind dankbar für die Zeit, die wir zusammen mit Udo verbringen duften. Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind bei seiner Frau Diana und seinen beiden Söhnen Jan und Keanu.


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